Herbst 2021 – Vitali Alekseenok

Vitali Alekseenok ist seit der Spielzeit 2017/18 Dirigent des Münchner Abaco-Orchesters. Als Preisträger des MDR Dirigierwettbewerbes 2018 dirigierte er bereits das MDR Sinfonieorchester, die Lucerne Festival Strings, die Staatskapelle Weimar, die Karlsbader Symphoniker, sowie das Philharmonische Orchester Jena, Gotha, Lviv, und Hradec Kralove. Er wurde 1991 in Belarus geboren und erhielt seine musikalische Ausbildung am Sankt Petersburger Konservatorium bei Prof. Aleksander Alekseev, sowie an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar bei Prof. Nicolas Pasquet, Gunter Kahlert und Ekhart Wycik. Er nahm an Meisterkursen unter anderem von Bernard Haitink, Bruno Weil, Peter Stark, Marco Guidarini und Rüdiger Bohn teil.

Alekseenok ist unter anderem in der Ukraine, auch innerhalb des Kriegsgebietes, als Dirigent tätig. Er debütierte in Lviv mit der Produktion „Die Flucht“ und dem INSO Orchester Lviv bei dem neu gegründeten LvivMozArt Festival 2017. Seit Sommer 2018 leitet er zwei deutsch-ukrainische Projekte im Kriegsgebiet der Ostukraine: eine neue „Don Giovanni“-Produktion im Rahmen des Festivals „Music overcomes walls“ und ein Programm mit Musik aus der Renaissance bis hin zu Uraufführungen bei dem Projekt „Music and Dialogue“. Im Rahmen der Mahler Reihe dirigierte er eine Konzertserie mit dem „Lied von der Erde“ in Thüringen, sowie Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ mit Mitgliedern aus dem Mariinsky Orchester und den Sankt Petersburger Philharmonikern.

Als belarusischer Staatsbürger engagiert er sich in der Oppositionsbewegung. Im Sommer 2020 reiste er für anderthalb Monate nach Minsk, um an den Straßenprotesten  teilzunehmen und setzte sich damit der Gefahr aus, von der Regierung verhaftet und verhört zu werden. Als Künstler ist Alekseenok in der Kreativ-Szene der Opposition in Belarus gut vernetzt. Aus diesem Netzwerk heraus organisierte und dirigierte er bereits zahlreiche spontane Konzerte von Chören und Orchester im Rahmen größerer Proteste auf den Straßen von Minsk.

Um öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren, steht Alekseenok in engem Kontakt zur deutschen Presse. Er gab bereits einige Interviews im Radio sowie im Fernsehen. So ergab sich neben vielen Auftritten im Hörfunk auch ein Interview in den Tagesthemen. Zusätzlich sorgt er durch die Gründung eines Vereins zur finanziellen Unterstützung der Oppositionsbewegung und durch Demonstrationen in Berlin und München vor und nach seinem Aufenthalt in Minsk für Aufsehen. Auf Initiative des Fischer-Verlags schreibt er nun an einem Buch über seine Erlebnisse, welches voraussichtlich im März 2021 erscheinen wird.